2005/09 Kunst - Infobrief V/2005 (Georges Dussau)

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Archiv

2005/09 Kunst - Infobrief V/2005 (Georges Dussau)

KUNSTBRIEF HERBST 2005

Einzelausstellung / Georges Dussau

Von der Abstraktion zur Figuration ... 

Phantasien eines Künstler
Liebe Kunstfreundin,
lieber Kunstfreund

die Fotokunst Gernot C. Wohls, die wir Ihnen im Sommer in unserer Galerie zeigen konnten, hat in der Öffentlichkeit großes Interesse hervorgerufen. Nicht zuletzt aufgrund des Bezugs zu Frankfurt und zum Rhein-Main-Gebiet wurde gleich mehrfach in der Presse darüber berichtet.
Zusätzlich zeigten sich größere Ausstellungsforen interessiert, Gernot C. Wohl zu präsentieren und mit dessen Werken in einem ganz wörtlichen Sinne das Bild von Frankfurt nach Außen zu tragen. 

Georges Dussau

Von der Abstraktion zur Figuration ... Phantasien eines Künstlers

Georges Dussau in seinem Atlier

Auch in diesem Jahr möchten wir unsere Tradition der großen Herbstausstellung fortsetzen. Umso mehr freuen wir uns daher, Ihnen mit Georges Dussau einen ebenso vielseitigen wie international renommierten Künstler vorstellen zu dürfen. 
Nach seinem Studium der Malerei und Grafik an der École des Beaux Arts in Paris ist der 1947 geborene Dussau seit 1970 als freischaffender Künstler tätig. In den über dreißig Jahren seines Wirkens wurden ihm zahlreiche Einzelausstellungen in seinem Heimatland Frankreich, in Deutschland, den USA, Österreich und in der Schweiz gewidmet. Seine Werke sind regelmäßig auf den wichtigsten Kunstmessen in Basel, Chicago, Paris und New York zu sehen.

Dominanz des Linearen

Georges Dussau lebt und arbeitet in der Bourgogne und am Mittelmeer – Landschaften und Stimmungen, die sein Leben und Werk charakterisieren. So ist das fein differenzierte Licht der Hügellandschaft von Chalon-sur- Saône im Burgund für die Kunst Dussaus genauso wichtig wie das filigrane Farbenspiel mediterraner Blautöne. Dabei ist seine farblich eher dezent gehaltene Kunst vor allem bestimmt von der grafischen Auffassung, von der linearen Form und von der spannungsvollen Strukturierung der Fläche. „Mit der Linie schöpfe ich aus meinen Quellen", so der Künstler wörtlich. Seine Werke weisen daher ungeachtet von Entwicklung und Variation eine starke einheitliche Prägung auf. „Mit dieser mir eigenen Handschrift, die ich beherrsche", betont Dussau, „versuche ich, so wahrhaftig wie möglich zu sein." Denn „in allem, was ich mache", so der Künstler weiter, „findet sich – gewollt oder ungewollt – die Präsenz von Dussau.
Vielfalt des Materials

Georges Dussau: ohne Titel ? ohne Jahr ?
Öl auf Leinwand ? 100 x 50 cm

Egal, in welcher künstlerischen Technik – Malerei, Grafik, Kera- mik, Skulptur – sich Georges Dussau ausdrückt, stets ist seine spezifische Handschrift und formal ästhetische Prägung erkennbar. Es ist der geradezu kalligrafische Reiz und die eindrucksvolle Rhythmik der Linienführung, die für Dussaus abstrakte Kompositionen kennzeichnend sind. Der Strich, egal ob mit dem Pinsel, der Radiernadel oder im weichen Ton ausgeführt, modelliert bei ihm die Strukturen, die Farben und die sich aus diesen Farben wiederum entwickelnden Kontraste. Alles verdankt sich in der Kunst Dussaus dem Duktus der Linie. Gerade auch in seinen jüngeren Werken, die verstärkt eine Tendenz zur Figuration aufweisen, dominiert das Lineare, das Kalligrafische. Figuren sind hier in geometrische Formen aufgelöst, die jeweils vom Verlauf der Linie definiert sind. So erkennt man vor allem bei der Darstellung von Menschen und Menschengruppen, wie sehr die konkrete Figur ausschlaggebend für die Entwicklung der abstrakten Komposition bei Dussau ist. Die Vielfalt hinsichtlich des Materials und der Techniken verrät nicht nur die Lust Dussaus an der immer wieder neuen Auseinandersetzung mit verschiedenen Substanzen, sondern auch den Wunsch, jeder möglichen Routine zu entfliehen. So entstehen in seinem Atelier Skulpturen, Keramiken, Malerei und grafische Arbeiten gleichzeitig nebeneinander. Denn Dussau erlebt Veränderung und Entwicklung insbesondere über die unterschiedlichen Tech- niken und Arbeitsmaterialien. Gerade in seinen keramischen Arbeiten sieht der Künstler die Möglichkeit, sich auf technischem Gebiet fort- zuentwickeln: „Auf keinen Fall möchte ich mit der Keramik meine Gemälde nacharbeiten." Vielmehr versucht Dussau, mittels der Keramik in seinem künstlerischen Schaffen gewissermaßen neu und von vorn zu beginnen: „Für mich ist die Keramik ein eigenes Werk. Ich beginne die Arbeit von Grund auf, indem ich Ton bearbeite, Zeichen und Symbole einritze und Materialien einfüge: Glas, Holz, Emaille …" Auch bearbeitet Dussau das Material mit ungewöhnlichen Werkzeugen: Nägel, Kämme, Bürsten, Gabeln. In jeder der künstlerischen Techniken ist Dussau authentisch, innovativ, schöpferisch und überraschend.

Kulturelle Tradition und individueller Ausdruck

Trotz seines großen Respekts vor Künstlern wie Kandinsky, Miró, Tápies, Picasso und Giacometti, zu denen Kunstkritiker im Werk Dussaus immer wieder deut- liche Bezüge sehen, vertritt Georges Dussau eine absolut eigenständige Position innerhalb der Gegenwartskunst. Vielmehr ist es die Auseinandersetzung mit der Kunst der klassischen Moderne, die ihm Anregungen für das eigene Werk liefert, insofern er kunsthistorische Traditionen und Muster aufgreift, um sie zu verfremden und zu verwandeln. „Ich bin das, was ich bin", so der Künstler selbstbewusst, „mit prägenden Eindrücken, Sichtweisen und Standpunkten durch mich selbst und durch die anderen; jene die vor mir kamen und die große Wegbereiter auf dem Gebiet der Malerei waren." Dussau resümiert: „Wir werden in eine schon alte Welt geboren, die mit Zeichen unserer Kulturen und Zivilisationen, unserer Familien und unseres Erbes befrachtet ist." Unter diesen gleichsam ontologischen Rahmenbedingungen hat Dussau seine ihm eigene Bilderwelt und seine ihm eigenen künstlerisch formal ästhetischen Ausdrucksmittel längst gefunden. Das heißt aber nicht, dass in seinem Werk keine Entwicklung stattgefunden hätte. Ganz im Gegenteil: „Ich verändere mich mit der Malerei, wie ich mich mit dem Leben verändere“, so der Künstler wörtlich. „Ein Maler bemalt immer dieselbe Leinwand, aber mit unterschiedlichen Blicken. Ich bleibe immer derselbe mit meinen verschiedenartigen Blicken. Mein Blick definiert mich und meine Malerei. Deshalb muss ich leben, um zu malen. Das Zeichen ist keine Darstellung des Objekts, sondern eine persönliche Wahrnehmung, die ich von dem Objekt habe." Hiermit ist die Quintessenz des künstlerischen Ansatzes Dussaus und dessen zutiefst psychologische Dimen- sion umrissen. Denn alles, was der Künstler im Medium der Kunst zum Ausdruck bringt, ist gewissermaßen durch den Filter seines Lebens, seines Denkens und seines Erlebten gegangen. 

Unbewusste Inhalte

Georges Dussau: ohne Titel ? 1993 ? 
Öl / Acryl auf Leinwand ? 46 x 55 cm


Doch damit noch nicht genug. In seiner Kunst treten Inhalte zutage, die dem Künstler bislang selbst nicht bewusst waren und dennoch entscheidend sein Wesen ausmachen: „Mein inneres Ich liegt wesentlich mehr in der Leinwand als in mir selbst." Und Dussau setzt hinzu: „Vielleicht müsste man mir zumindest die Fähigkeit zugestehen, dass es mir gelungen ist, mich vollständig auf der Leinwand aus- zudrücken." Es ist in der Konzeption Dussaus die Summe des Erlebten, die in das innere Ich, in den Kern der Person eingeht und das Wesen jedes einzelnen Menschen individuell prägt. Die Kunst erlaubt es Dussau, kraft des künstlerisch kreativen Schaffens diesen inneren Kern seiner Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen und dadurch buchstäblich über sich selbst und die Grenzen des Bewussten hinauszuwachsen. Entsprechend stellt Dussau fest: „Mein Werk ist wahrhaftiger als ich. Es ist mir näher als ich mir selbst nah sein kann. All meine tiefsten Geheimnisse treten auf der Leinwand zutage." So kehren kalligrafische Zeichen, die aus dem Unbewussten, aus dem archaischen und kollektiven Bildgedächtnis geboren sind, geradezu leitmotivisch in den Arbeiten Dussaus wieder. Liniengerüste, die seine Skulpturen und Plastiken tragen, scheinen dementsprechend als Urform bereits in seinen Grafiken und Zeichnungen angelegt. Umgekehrt spielt auch das Plastische in seinen Radierungen eine wesentliche Rolle, insofern er hier mit Prägungen experimentiert, die den grafischen Oberflächen einen haptischen und reliefartigen Ausdruck verleihen.

Innere Wahrheiten

Georges Dussau: Keramikteller ? 1991 ? 
Unikat ? Durchmesser 49 cm

Die persönliche Sicht der Dinge lässt in der bildnerischen Philosophie Dussaus nicht nur Rückschlüsse auf das wahrnehmende Subjekt und dessen psychische Befindlichkeit zu, sondern spiegelt darüber hinaus das „wahre Ich" wider, das sowohl dem schaffenden Subjekt als auch dem Betrachter ohne das Medium der Kunst verborgen bliebe: „Ich möchte so viele Schleier wie möglich zwischen der Leinwand und mir heben, um in das tiefste Innere meiner selbst, eines jeden von uns und des Bildes zu gelangen. Das ist die einzige Art und Weise, vielseitiger und menschlicher zu werden.“ Und Dussau bringt seinen Kunstansatz auf den Punkt, wenn er zusammenfassend feststellt: „Bei meinen Vernissagen habe ich manchmal den Eindruck, nackt zu sein. Mein verborgenstes Inneres ist zur Schau gestellt und dem Publikum ausgeliefert. Es kommt vor, dass ich mich unwohl fühle." Dennoch ist es für Georges Dussau immer wieder eine Selbst- verständlichkeit und Ehre, an allen Ausstellungseröffnungen, die sein Werk dem Publikum präsentieren, persönlich teilzunehmen. Auch in Schwalbach werden wir daher Gelegenheit haben, anlässlich unserer Vernissage den Künstler in diesem Sinne „hautnah" erleben zu dürfen. Freuen wir uns also gemeinsam auf einen spannenden Kunstherbst und anregende Kunstbegegnungen in unserer Galerie … 

Herzlichst, Ihr 

Peter Elzenheimer
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